Herausforderung Suchtprävention
Veranstaltung mit Neunt-und Zehntklässlern
Suchtprävention gehört eindeutig zum Bildungs- und Erziehungsauftrag an unseren Schulen. Die Johannes-Kepler-Schule, der erst kürzlich das Zertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ verliehen wurde, nimmt diese Verpflichtung ernst. Doch wie sieht wirksame Drogen – und Suchtprävention heutzutage aus?
Holger Wehrle, Lehrer für Deutsch, PoWi und Geschichte, ist als Beratungslehrer für Sucht- und Drogenfragen Ansprechpartner für alle Schülerinnen und Schüler der Johannes-Kepler-Schule. Wehrle weiß, dass Suchtprävention eine herausfordernde und komplexe Aufgabe ist, die neben sachlicher Aufklärungsarbeit über Suchtmittel und ihre Gefahren die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler fest im Blick haben muss. „Starke Persönlichkeiten können nein sagen und brauchen keine Drogen zur Alltagsbewältigung“, so Wehrle. Diesen Ansatz verfolgten auch die eingeladenen Referenten, die am vergangenen Dienstag mit ihren Beiträgen vor Neunt- und Zehntklässlern unterschiedliche und sehr persönliche Facetten von Suchtverhalten offenlegten. Alle Redner waren ehemals Süchtige, die nach ihrem persönlichen Absturz clean wurden. Man weiß heute, dass Suchtprävention mithilfe der Erfahrung direkt Betroffener gut gelingen kann.
Vortragsredner Mathias Wald, der schon vor zwei Jahren Schülerinnen und Schüler mit seiner, wie er selbst sagt, „krassen“ Lebensgeschichte konfrontiert hatte, begrüßte seine Zuhörerschaft völlig unvermittelt mit dem Satz: „Ich war drogenabhängig, kriminell, ein Junkie und lebe heute meinen persönlichen Traum“. Wald ist schonungslos ehrlich. Und das kommt bei seiner Zuhörerschaft gut an. Gleichzeitig inspiriert er die Jugendlichen, spricht viel von Selbstwert, Eigenverantwortung und Beziehungsfähigkeit.
Auch Wolfgang Sosnowski, der einen zweiten Baustein mit seinem Theaterstück TOXIMAN lieferte, beeindruckte die Schülerinnen und Schüler. Sein Auftritt zeichnete mit der dem Schauspiel eigenen Wirkung alle Phasen seiner Drogenabhängigkeit nach. Vom ersten Joint, den er als 14-jähriger mit Freunden rauchte, über die Euphorie beim ersten Schuss bis hin zur Einweisung in die Psychiatrie und den Entzugsqualen, die er knapp zehn Jahre später dann erlitt. Mit großer Betroffenheit und anerkennendem Applaus reagierten die Neunt- und Zehntklässler.
Thomas Dettman, der dritte Redner an diesem Vormittag, sprach über die Gesellschaftsdroge Nummer eins: Alkohol. Der mittlerweile trockene Alkoholiker, der heute ruhig und reflektiert über sein Leben spricht, bezeichnet dieses rückblickend als Achterbahnfahrt, bei dem Alkohol immer mit im Spiel war. Dettmann ist ein Beispiel dafür, dass der Weg zum Alkoholiker schleichend verläuft. Lange Zeit gelang es ihm, trotz seines Alkoholkonsums, beruflich erfolgreich zu sein. Bis der Zusammenbruch kam, die Verheimlichung seiner Sucht nicht mehr funktionierte, nur noch die Entgiftung im Krankenhaus half und der Entschluss, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. Die Schülerinnen und Schüler spüren, dass Dettmann weiß, wovon er spricht. Alkoholismus sei eine Familienkrankheit, sagt er, unter der alle leiden und gleichzeitig versuchen, das Problem zu verharmlosen und zu vertuschen.
Die letzte Referentin, Anni Zimmermann, die sich als Expertin für Selbstliebe bezeichnet, konfrontierte die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Sicht auf fremdbestimmte Vorgaben über Aussehen, Essen und Gewicht. Sie selbst litt viele Jahre an einer Essstörung. Als sie an diesem Vormittag eine Schülerin auf die Bühne bittet, um einen Geldschein zu falten, zu zerknüllen, um dann schließlich darauf zu treten, wird schnell klar, was sie damit zeigen möchte. Der Wert, auch der eines Menschen, bleibt, unabhängig von äußerlichen Merkmalen.
Gemeinsam war allen Vortragsrednern, dass sie zu ihrem Publikum engen Kontakt hielten. Die Schülerinnen und Schüler fühlten sich angesprochen und beteiligten sich an den Aktionen auf der Bühne und nutzten die Gelegenheit zu Fragen und Rückmeldungen.
Schulleiterin Karin Schneider, die am Morgen die Referenten des Netzwerks F-Foundation und die Schülerinnen und Schüler begrüßt hatte, dankte insbesondere Herrn Wehrle, der diesen Erfolg versprechenden Vormittag zur Suchtprävention organisiert hatte.