Über 400 Jahre Judentum in der Rhön

Eine etwas andere Geschichtsstunde
Johannes-Kepler-Schule

In der Schule wird das Judentum zumeist im Religionsunterricht und in Geschichte im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust behandelt. Die Bedeutsamkeit des jüdischen Lebens in der Rhön für die kulturelle, wirtschaftliche und politische Entwicklung der Region bringt nun die Kombi-Ausstellung „200 Jahre Emanzipation der Juden in Fulda“ und „400 Jahre Juden in der Rhön“ in der Johannes Kepler-Schule in Neuhof  den Schülerinnen und Schülern, aber auch der Lehrerschaft und der interessierten Öffentlichkeit nahe. Die Konzeption der Wanderausstellung, erstellt von den beiden Regionalhistorikern und Pädagogen Dr. Michael Imhof und Joachim Schulz, vermittelt Einblicke in die bisher weniger bekannte Geschichte des Landjudentums insbesondere in der Rhön.

Über einen einführenden Überblicksvortrag von Dr. Michael Imhof, Autor des Buches „400 Jahre Juden in der Rhön“, mit anschließenden Detailrecherchen in der Ausstellung, erschlossen sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse R10d von Frau Hartmann in Teamarbeit die Geschichte des Judentums in der Rhön. Da standen z.B. die Fragen, „Warum ließen sich Juden in Tann, Wüstensachsen, Gersfeld oder Weyhers nieder?“ oder „Wie entwickelte sich das Leben der Rhöner Juden?“ im Vordergrund.

Die Antworten, die die Schülerinnen und Schüler fanden, deuten auf die Vertreibungen aus den kirchlichen Fürstentümern Würzburg und Fulda im 16. und 17. Jahrhundert hin. Auch suchten die Regenten zu damaliger Zeit in den selbständigen Ritterschaften und Stiftungen nach Zuzug steuerzahlender neuer Untertanen. Die Verpflichtung zur Zahlung von Judenschutzgeld, Judenordnung und Judeneid bestimmten das Leben der jüdischen Einwohner.

Im 19. Jahrhundert schließlich folgte mit der bürgerlichen Gleichstellung eine schrittweise Emanzipation, die zu wirtschaftlichem Erfolg und sozialem wie politischem Mitwirken in den Rhöngemeinden führte. Der aufkommende Antisemitismus machte das soziale Miteinander zunichte. Aggressiver Rassenhass, rechtliche Diskriminierung, und Vertreibung waren die Vorstufen der Ermordung auch der Juden in der Rhön. Die Einbeziehung lokaler Ereignisse in Neuhof und Flieden machte betroffen und ließ Fragen an die ältere Generation offen.

Die Schülerinnen und Schüler folgten den Erzählungen von Herrn Dr. Imhof interessiert und erzielten gute Ergebnisse, als sie eigenständig durch die Ausstellung gegangen sind. Ihnen wurde bewusst, dass die Judenverfolgung nicht erst unter Adolf Hitler in Deutschland begann, sondern ihre Ursprünge im Mittelalter hat. Sie zeigten sich betroffen über die Anzahl der Juden, die in unserer Region ermordet wurden, und erkannten Zusammenhänge zwischen den Inhalten des Geschichtsbuches und dem „Hier und Jetzt“. Die neue Erkenntnis der Schülerinnen und Schüler, dass sie in unmittelbarer Nähe eines ehemaligen jüdischen Kaufhauses zur Schule gehen, macht Geschichte erlebbar. Die R10d erlebte Geschichte heute direkt vor Ort.  

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